Der Faktor Zeit

In den letzten Tagen denke ich sehr oft über den Faktor Zeit nach. Ich habe - Gott sei Dank - viel zu tun, die Hunde sind auch nicht fit und wir haben etliche Tierarzttermine. Und jedes Mal, wenn ich im Auto sitze und für kurze Zeit „nur“ vom Radio beschallt werde und mal kein Handy parat liegt, denke ich an den Faktor Zeit.
Zeit ist für unsere Hunde essentiell. Sie regeln so ziemlich alles über Raum und Zeit, eben das klassische „wer bewegt wen“.
Ich liebe es, die feine Kommunikation unter unseren Hunden anzuschauen, vor allem, weil Franziska, die Kleinste von allen, hier das Regiment führt. Ihre Ruhe, ihre Besonnenheit und die Gabe an der richtigen Stelle eine Ansage zu machen ist faszinierend.
Kobold ist da eine ganz andere Hausnummer. Der Faktor Zeit heißt für ihn möglichst viel von der Umwelt wahrzunehmen und möglichst viel unterwegs zu sein. Er wäre nie ein souveräner Chef, weil er nie Zeit hat.
Aber was bedeutet für uns Zeit? Gerade in diesen seltsamen, schwierigen Zeiten bekommt Zeit wieder eine ganz andere Bedeutung.
Während des Lockdowns hatten wir ganz viel Zeit, manchmal vielleicht auch zu viel Zeit. Aber wie nutzt man Zeit? Hat man wirklich die Ruhe um einfach einmal bei sich zu sein und wirklich nur bei sich oder hat man das Handy ständig dabei, ist im Kopf schon wieder ganz woanders und plant in Gedanken schon den nächsten Tag?
Wieviel Zeit gönnt man sich für sich selbst und wieviel Zeit gönnt man sich für die Hunde? Ich ertappe mich so oft dabei, dass ich sage „ich habe keine Zeit“. Ja, es ist stressig im Moment. Ja, die Ungewissheit geht an die Substanz und der emotionale Druck, wenn man nicht weiß was kommt oder wie es weitergeht, macht einen mürbe. Aber gerade jetzt sollte man sich doch besonders viel Zeit für die schönen Dinge im Leben nehmen. Gerade wir Hundemenschen sind doch eigentlich recht einfach zufrieden zu stellen. Trockenes Wetter, kein Zeitdruck und raus mit dem Hund. Zugegeben, bei unserer High-Energy-Bande ist das nicht immer sehr entspannend, aber genau in diesem Moment frage ich mich, warum ich mir nicht die Zeit nehme und mir einfach einen Hund einzeln schnappe. Jeder für sich ist ein eigener Charakter und jeder für sich hat es verdient, dass man ihm auch einmal Zeit widmet.
Gerade jetzt, mit dem Beginn der Winterzeit, werden die Tage wieder kürzer und es kommt die „stade Zeit“. Auch wenn es in den letzten Wochen bei mir nicht so gelaufen ist wie ich es gerne hätte, oder vielleicht gerade deshalb, habe ich mir vorgenommen die Zeit wieder mehr zu achten und sie mir auch zu nehmen.
Einfach mal eine kleine Pause auf einer Bank machen und nur da sitzen mit seinem lieben Vierbeiner an der Seite und die Natur beobachten. Die Färbung der Blätter, das Ziehen der Wolken. Einmal ganz bewusst atmen, sich selbst spüren, zu sich selbst finden und den Augenblick genießen. Es ist wunderschön, aber man gönnt es sich einfach viel zu selten. Nach dem Spaziergang dann eine schöne Tasse Tee, Kakao oder Kaffee und mit dem Hund kuscheln. Einfach nur da sein, die Gegenwart des anderen genießen, fühlen, spüren, zufrieden sein.

Ich für meinen Teil werde mir jeden Tag wieder ein bisschen Zeit gönnen. Und zwar ganz egoistisch für mich ganz allein. Wenn es mir danach ist, dann teile ich sie mit den Hunden, wenn sie mal wieder anstrengend sind, dann gönne ich sie mir ganz allein. Oder ich fahre zum Pony und verbringe einfach dort Zeit, spüre das dicke Winterfell oder schaue und höre ihnen beim Heu knabbern zu. Ohne Handy, ohne Ablenkung, einfach nur sein.
In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Abend, vielleicht macht ihr euch ja auch ein paar Gedanken zur Zeit und wie ihr sie am liebsten verbringen würdet. Die Zeit mit unseren Hunden ist sowieso immer viel zu kurz, also lasst sie uns so nutzen, dass wir alle davon profitieren können. <3