Wer sind wir und wenn ja, wieviele?

Wer sind wir und wenn ja, wieviele?

Lange habe ich überlegt, ob es wirklich Sinn macht einen Blog über Hunde und das Leben mit Hund zu schreiben. Mal ja, mal nein, aber letztendlich kam ich zu dem Schluss, dass wir doch ein ganz besonderer „Hundehaufen“ sind.

Somit stelle ich euch in meinem ersten Beitrag mal den bunten Haufen vor, mit dem ich zusammenlebe. Egoistischerweise fange ich mit mir an, damit ihr wisst, welcher Schreiberling dahinter steckt.

Ich bin Tanja und manage diese ganze Hundebande. Da ich Waage bin, habe ich einen großen Sinn für Ruhe, Ordnung und Ästhetik – was meine Hunde leider sehr oft ganz anders sehen. Bereits in der Schule wurde mir in meinen Aufsätzen eine sehr lebhafte Phantasie unterstellt, also bitte ich euch auf eine kleine Reise in eine Phantasiewelt.

Da ich mir sicher bin, dass meine Hunde im normalen Leben nie freiwillig zusammenleben würden, stelle ich mir das Leben meiner Hunde wie ein Leben in einem Mietshaus vor. Stellt euch ein Mietshaus mit sechs Parteien vor. Dieses Mietshaus ist das Zuhause meiner Hunde und ich bin somit der Vermieter.

Im Erdgeschoss wohnt Frau Resi. Sie ist eine nette, gütige ältere Dame, die immer freundlich ist, für jeden ein nettes Wort auf den Lippen hat und immer und jederzeit mit Zucker, Milch oder Mehl aushelfen kann. Sie ist verwitwet, aber keineswegs verbittert. Das Universum hat ihren Weg bewusst ausgesucht und sie geht ihn mit Freuden. Manchmal flott und manchmal auch bedächtig, wenn sich die Arthrose in den Gelenken meldet. Zuhause ist sie sehr darauf bedacht, dass ihre kleine, feine Wohnung ordentlich ist und dass ihr Tagesablauf eingehalten wird. Sollte der Nachbar von oben während ihrer Lieblingssoap zu laut Heavy Metal hören, kann sie auch schon mal etwas ruppig werden, aber das ist am nächsten Tag wieder vergessen.

Ihr Nachbar, Herbert Happy, ist da ein ganz anderes Kaliber. Natürlich hat er sich für die Erdgeschosswohnung entschieden. In keiner anderen Position könnte er seine Mitbewohner so gut kontrollieren wie im Erdgeschoss. Sein wichtigstes Instrument neben dem Besen ist der Türspion. Er weiß ganz genau wann die Post kommt und wehe, der Postbote steckt die Briefe nicht akkurat in die Postkästen oder lässt ein Paket einfach auf der Treppe stehen! Da kommt Herberts pedantische Ader aus seiner Zeit im Amt in voller Pracht zum Vorschein und dem armen Postboten droht ein Donnerwetter vom Feinsten. An schönen Tagen steht er den ganzen Tag lang auf seinen Besen gestützt vor dem Haus und kontrolliert alles und jeden. Die Kinder dürfen nicht auf dem Gehweg Fahrrad fahren und schon gar nicht im Eingang des Hauses rennen oder spielen. Wehe, er sieht, dass die Kids einen Ball in der Hand haben. Das ist sein rotes Tuch und man könnte meinen, man sieht den Rauch aus Nase und Ohren qualmen. Seine Mitbewohner haben es nicht leicht mit ihm, aber sie haben sich arrangiert und ignorieren ihn so gut es geht. Nur in stillen Momenten, wenn er abends mit seinem Bierchen allein im Ohrensessel an seinem höhenverstellbaren Fliesen-Couchtisch sitzt, wird er traurig und wünscht sich jemanden an seiner Seite, der ihm zuhört, vielleicht mit ihm mal eine Runde Canasta spielt und einfach für ihn da ist. In diesen Momenten lässt er nachts das Licht an und träumt von besseren Zeiten.

Einen Stock höher wohnt Rocky Müller. Er ist ein gemütlicher alter Herr, der gerne mal einen Plausch mit der lieben Dame aus dem Erdgeschoss hält. Er besucht regelmäßig den Bingo-Nachmittag im Seniorenheim um die Ecke. Sein Besuch im Seniorenheim ist das Highlight der alleinstehenden Damen, aber er wehrt ihre Annäherungsversuche sehr galant ab, wie es sich für einen Gentleman gehört. In stillen Momenten sinniert er über das Leben und schreibt zauberhafte Gedichte und tiefgreifende Geschichten. Er ist einfach dankbar über das Leben und nimmt es hin wie es kommt. Von Herbert aus dem Erdgeschoss wird er oft deswegen gefoppt, aber im stillen weiß er, dass Herbert einfach nur ein armer Kerl ist, der heimlich neidisch auf ihn ist. Bis jetzt ist ihm nur noch kein Einfall gekommen, wie er seine leichte Art des Lebens an Herbert weitergeben kann, aber so tiefsinnig wie er ist, wird ihm da sicherlich auch noch etwas einfallen.

Neben Herrn Müller wohnt Boldi. Früher war er ein Weltenbummler, der in jeder Stadt eine Flamme hatte und von Abenteuern nicht genug kriegen konnte. Jetzt ist er sesshaft geworden, überlegt sich erst, ob es sich lohnt ein Risiko einzugehen. Er ist froh, wenn er seine Ruhe hat, nicht zuviel Trubel im Haus ist und er es sich aussuchen kann, ob er ein Date mit einem Mädel hat oder lieber einen gemütlichen Abend mit gutem Essen zuhause. In seinem stressigen Job als Security bei einer großen Firma ist immer was los und so genießt er am Wochenende die Natur entweder zu Fuß oder auf seinem Mountainbike. Sein größter Stressfaktor ist Herbert aus dem Erdgeschoss. So sehr er sich auch bemüht diesem Stinkstiefel aus dem Weg zu gehen, er schafft es einfach nicht. Jeden Tag was Neues. Mal ist das Fahrrad zu schief geparkt, dann ist es das Auto, das fünf Zentimeter zu weit an der Markierung geparkt ist oder Herbert ist der Meinung, dass er die Hausordnung zu schlampig ausführt und die Treppe nicht ordentlich genug wischt. Wenn er ihm doch nur mal eins auswischen könnte, das wäre ihm eine große Genugtuung.

Im zweiten Stock wohnt linkerhand Fräulein Benja. Sie ist wie die Samantha aus Sex and the City. Immer schick, immer up to date und bei jedem Event als erste vorne dran. Wenn sie nicht die neuestes High Heels hat oder die hippste Nagellackfarbe, dann ist mit ihr nicht gut Kirschen essen. Im Treppenhaus sieht man sie immer nur mit Handy oder Schminkspiegel in der Hand. Nur in Eile, nur schnell-schnell von einem Termin zum anderen, aber natürlich stets darauf bedacht, dass ihr Auftritt eine möglichst große Wirkung erzielt. Ist sie nicht der Mittelpunkt, steht sie abseits und schmollt vor sich hin. Das Schmollgesicht verwandelt sich aber sofort in ein Strahlegesicht, wenn ihr die Aufmerksamkeit wieder zuteil wird. Ich muss euch nicht erklären, dass die Wohnung vom besten Interieur-Designer der Stadt eingerichtet wurde und sie bei der Malerfirma schon ein Abo hat, weil die Wandfarbe natürlich immer zu den aktuellen Trendfarben der Saison passen muss...

Nebenan wohnt Danu. Ein kleiner Revoluzzer, der noch etwas ungestüm durch das Leben geht. Er kostet seine Jugend in vollen Zügen aus, tingelt von einer Party zur anderen und hört gerne laute Musik. Natürlich sehr zum Leidwesen von Herbert aus dem Erdgeschoss. Sein treuester Begleiter ist sein Trekking-Rucksack, den er in Sekundenschnelle packen kann, wenn ein Abenteuer oder ein Festival ansteht. Er hat immer einen frechen Spruch auf den Lippen. Nur im Gespräch mit Herrn Müller oder Frau Resi aus dem Erdgeschoss zeigt er seine weiche Seite. Wenn er mal dran denkt, seinen Kühlschrank aufzufüllen, klingelt er bei beiden und nimmt gerne die Einkaufszettel mit. In stillen Momenten, wenn er mit Herrn Müller eine Tasse Tee trinkt, kommt seine weiche Seite zum Vorschein und er spricht über seine Gefühle und erzählt von seinen Träumen. Aber wehe, er trifft Herbert im Treppenhaus, da sind die Ärmel der Lederjacke schnell hochgekrempelt und das Gesicht verfärbt sich dunkelrot. Gut, dass er dank Herrn Müller gelernt hat, dass man nicht alles eskalieren lassen muss und so lässt er den „grumpy old Man“ aus dem Parterre stehen und murmelt leise Flüche vor sich hin.

So, das war mein persönliches Mietshaus und seine Mitbewohner. Jeder, der schon mal in einem Mietshaus gewohnt hat oder noch wohnt, darf sich jetzt in bunten Farben ausmalen wie das Leben bei uns so ist und wie schwer es für den „Vermieter“ ist, in diesem Chaoshaus Ruhe zu bewahren.